Ich nähe seit einiger Zeit gerne Kindershirts und -Hosen selbst. Nicht perfekt, aber mit Liebe gemacht. Mir macht es einfach Spaß, aus Stoff etwas Kreatives zu gestalten und dabei völlig abzuschalten. Seit unser Bübchen bei uns wohnt, habe ich dafür leider kaum noch Zeit. Wie gut, dass es selbst gemachte Kindermode direkt aus unserer Heimatstadt Nürnberg gibt. Kerstin Bauer hat mit ihrem Unternehmen „Blond – made in Nürnberg“ in den letzten Jahren eine beeindruckende Firmengründung hingelegt. Sie ist vierfache Mutter und managt ihr Unternehmen für ökologische Kindermode mit Unterstützung der ganzen Familie. Zuletzt hat sie dafür sogar den IHK-Gründerpreis gewonnen. Ich wollte wissen, wie Kerstin es schafft, ihre Familie und das Geschäft unter einen Hut bekommt. Da gibt es doch sicher den ein oder anderen Organisations-Geheimtipp zu erfahren, dachte ich mir. Zunächst fragte ich sie:
Wie schaffst du es, ca. 40 Märkte pro Jahr und einen vollen Tag in deinem Geschäft mit vier Kindern zu kombinieren?
Ich habe ein tolles Team, das mir komplett den Rücken freihält. Die meisten Märkte fahre ich nur mit den Waren an und mein Mann managt dann den Verkauf dort. Ich bin für die Logistik, den Auf- und Abbau, die Planung und Lieferungen zuständig. Gerade bei Märkten, die mehrere Wochen dauern und in anderen deutschen Städten sind, ist das angenehmer für die Kids und mich. Wobei drei meiner Kinder schon fast erwachsen sind und nur die Kleinste mit nun bald 10 Jahren mich noch etwas mehr braucht. Ansonsten ist aber rund um die Ohr meine Mutter da, und kümmert sich perfekt.
Welche Rolle spielt dein Mann bei der Arbeit mit den Kindern und im Haushalt?
Streng genommen keine – unsere Kinder sind sehr, sehr selbstständig, den Haushalt managt meine Mama als Fulltime-Job. Wir sind eher für die Pizza am Abend oder den Fast Food Ausflug zuständig 😉
Selbstverständlich sind wir immer für unsere Kids da, wenn sie Fragen haben oder Hilfe brauchen, auch Abschlussfeiern, Prüfungen oder andere besondere Anlässe stehen ganz oben auf unserer Anwesenheitsliste. Vom Alltagsleben selbst bekommen wir aufgrund des Jobs weniger mit…
Hast du weitere Helfer, die dich unterstützen? z.B. Großeltern, Babysitter, Putzhilfen o.Ä. Und wenn ja, wie klappt das?
Ganz wichtig ist eben meine Mama, ohne sie würde dieser Familienbetrieb nicht funktionieren. Einen Babysitter brauchen wir Gott sei dank nicht mehr, das übernehmen für die Kleine auch gerne mal die größeren Geschwister ( 18, 17 und 15 ), wir hatten aber früher eine ganz liebe Freundin, die gelernte Erzieherin ist und auch das Babysitten übernommen hat. Sie gehört zur Familie und das lief perfekt.
Hast du einen Tipp zur Organisation des Familienalltags, der anderen Eltern weiter helfen könnte?
Man sollte alles etwas lockerer sehen vielleicht und seinen Kindern auch vertrauen, sie werden schnell groß, übernehmen gerne Verantwortung und können viele Sachen schon super gut selber regeln und machen. So gehen unsere z.B. auch regelmäßig einkaufen, kümmern sich um unseren Hund oder sorgen selbstständig für den Nachschub an Schulsachen, wenn was ausgeht – auch Pizza in den Ofen schieben oder mal Nudeln kochen klappt prima ohne Mamas Kontrolle .
Wer räumt bei euch zuhause meistens auf?
Wir sind bekennend chaotisch, es ist also nie so ganz ordentlich bei uns. Die wichtigsten Zimmer räumt meine Mama auf, sie lebt ja auch bei uns mit im Haus – die Kinderzimmer müssen die Kids selbst aufräumen ( oder eben auch nicht) ich bin da gelassen, es ist ja ihr Chaos.
Wie bringst du deinen Kindern Ordnung bei?
Freunde würden behaupten – gar nicht – bin ja selbst chaotisch 😉 Ich hab gelernt auch das gelassen zu sehen – mein 17 jähriger ist sehr pingelig, meine 15 jährige wird immer besser. Wenns mal gar nicht mehr geht, dann gibt’s Gemecker, bei der kleinen Tochter räume ich alle paar Wochen konsequent alles auf, schmeiße angesammeltes Kleinzeug ( Ü-Eier Figuren und Co) weg und dann geht’s auch wieder ’ne Zeit. Ich glaube, auch Ordnung halten kommt ganz gut irgendwann von alleine – so lange liegen eben die Bücher auch mal mit im Bett und die Kuscheltiere spielen zwei Wochen Schule am Boden.
Gibt es bei dir zuhause einen Haushaltsplan und wenn ja, wie funktioniert der?
Nein, den gibt es nicht und gab es auch nie. Meine Mama nimmt den Kids das meiste ab – aber wenn sie helfen sollen und man was sagt, machen sie es auch problemlos.
Planst du das Essen/Kochen für die Familie vor?
Beim Kochen bin ich die absolute Katastrophe. Meine Kinder wünschen sich nur eines: Dass Mama bitte bitte NICHT kochen soll 😉 . Die Menüplanung machen eigentlich die Kinder – es gibt Lieblingsessen ( Stadtwurst mit Musik, Würstchengulasch, Nudeln und co ) , das kochen dann entweder die Kids oder eben meist meine Mama.
Da die drei großen Kinder aber oft nicht da sind, in der Schule gegessen haben oder mit Freunden unterwegs essen, mein Mann und ich oft erst sehr spät heimkommen und auch dann schon unterwegs gegessen haben oder essen gehen bei Terminen, entscheiden meist Oma und unsere Kleine, auf was sie grade Lust haben. Ich schnappe mir dann gerne noch ein paar Löffel Gemüse, wenn ich heim komme – die Reste eben.
Nutzt du digitale Ordnungshelfer und wenn ja, welche?
Zum Leidwesen meines Mannes, der alles über Apps und Co macht, gar nicht. Ich habe im Büro mehrere große Kalender für Märkte, Termine und co., damit behalte ich den Überblick. Ansonsten habe ich eine Mappe mit Papier immer bei mir – da steht alles wichtige drin – absolut un-digital sozusagen.
Dein bester Ordnungstipp für Mamas:
Nicht perfekt sein wollen – gerade wer im Beruf stark eingespannt ist, sollte sich nicht noch vornehmen, privat auch noch perfekt zu sein.
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Liebe Kerstin,
ich danke dir für deine Offenheit und bin beeindruckt, wie du gemeinsam mit deiner Familie dein Unternehmen führst. Besonders deine fleißige Mutter und Allround-Oma macht mich ein klitzekleines bisschen neidisch. Das klingt traumhaft. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und großen Erfolg mit Blond!
Mit ordentlichen Grüßen aus der Südstadt,
Julia
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